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Die stillgelegte Straßenbahn zum Potsdamer Schützenhaus



Vor 80 Jahren: Baubeginn der Straßenbahn zum Schützenhaus -
Die kurze Geschichte der schlecht ausgelasteten Waldstrecke

Die Potsdamer Stadtoberen planten in den 1920er Jahre, parallel zur die neuen Reichsstrasse 2 eine Straßenbahnlinie in das sieben Kilometer entfernte Örtchen Caputh zu bauen. Zeitgleich entstanden an der projektierten Strecke rund um den Brauhausberg viele Neubauten in der Siedlung „Wald-Potsdam“. Am 9. Juli 1928 wurde außerdem der Grundstein für das neue Schützenhaus „Ravensburg“ gelegt. Viele Gründe sprachen also dafür, dass man der Idee einer neuen Straßenbahnverbindung nachkommen würde.

Genau 80 Jahre ist es jetzt her, dass der Magistrat 1928 mit den Bauarbeiten auf der gesamten Streckenlänge zwischen dem Potsdamer Bahnhof und Caputh begann.
Am Ortseingang von Caputh fanden bereits umfangreiche Erdarbeiten statt, als wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Gemeinden entschieden wurde, den Weiterbau über das Potsdamer Stadtgebiet hinaus abzubrechen.

Das erste Potsdamer ABM-Projekt

Für damalige Verhältnisse ein Novum, wurde der Bau der zweigleisigen Straßenbahnstrecke vom Bahnhof zum Schützenhaus an der Michendorfer Chaussee mit ABM-Kräften durchgeführt, die von so genannten „Wohlfahrtsmitteln“ bezahlt wurden. Auch neuartig für Potsdamer Verhältnisse war, dass die 1,6 Kilometer lange Straßenbahnstrecke über den Brauhausberg große Steigungen aufwies.
Erst nach zwei Jahren Bauzeit, am 30. Juni 1930, konnte die neue „Linie 5“ in Betrieb genommen werden. Wenige Tage zuvor war auch das neue Schützenhaus an der Michendorfer Chaussee feierlich eingeweiht worden.

Eine Fehlplanung: Vom Prestigeprojekt zum Pendelverkehr

Schon kurz nach der Eröffnung zeigte sich, dass die Neubaustrecke zu den unrentabelsten Linien im Stadtgebiet zählte. Die „ 5“ wurde alsbald zu einer Pendellinie zwischen Schützenplatz und Schützenhaus degradiert: Zudem fuhr nur noch alle 30 Minuten ein Zug.

Mit Beginn des Krieges musste bei der Linie 5 noch mehr eingespart werden: 1940 wurde, wohlgemerkt nur zehn Jahre nach der Eröffnungsfahrt, das zweite Gleis abgebaut. Ab 1944 war die Linie nur noch mittwochs und samstags in den Vormittagsstunden in Betrieb.
Im Januar 1945 wurde die Strecke dann kriegsbedingt ganz stillgelegt und nicht wieder in Betrieb genommen. Kurz nach Kriegsende begann man im Mai 1945 mit dem Abbau der Gleisanlagen.
Bis heute ist die alte Trasse in der Seitenlage der Straße am Brauhausberg deutlich erkennbar, wenngleich sie einer gegensätzlichen Bestimmung zugeführt wurde: Auf dem ehemaligen Schienenstrang befinden sich Parktaschen.
Zu DDR-Zeiten gab es immer mal wieder Ideen, eine Straßenbahnverbindung in Richtung Caputh zu verwirklichen. Heutzutage geht man davon aus, dass falls einmal in ferner Zukunft eine Straßenbahn Caputh ansteuern wird, die Züge vom Bahnhof Pirschheide aus über die Eisenbahnschienen verkehren werden.



Noch deutlich am Brauhausberg ist die ehem Straßenbahntrasse erkennbar


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(Fotos, 2008)


 

Andreas GKS Jüttemann 2008
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